Seit 70 Jahren ackert Familie Aschof in der Senne. Jetzt baut sie das Erdbeerfeld zum Kraftwerk um und macht den Hof fit für die nächste Generation.
Sooo süüüüß! Theresa und Florian pflücken dunkelrot-saftige Erdbeeren – bequem in Griffhöhe, dank cleverer Ständer für die 30.000 Pflanzen. „Lecker“, sagt Theresa, „so macht die Arbeit Spaß!“ Ihr Bruder Florian: „Und wir ernten doppelt. Unten Erdbeeren“, sagt der Jungbauer und zeigt auf das Glasdach in fünf Metern Höhe. „Und im ersten Stock gibt’s Strom aus eigenem Anbau.“
Moment, Strom vom Dach? Wer genau hinschaut, entdeckt dunkle Vierecke im Glas. Tausende Module wandeln die Sonnenenergie in Strom um, der für hunderte Haushalte reicht. Trotzdem lässt das Dach die Hälfte des Sonnenlichts durch, damit die Früchte schön saftig werden können. So wird das Beerenbeet zum Solarkraftwerk.
Die Erdbeere liebt das Dach. Denn es schützt vor Hagel und Starkregen. „Und vor Sonnenbrand“, sagt Peter Aschof und schmunzelt. Der 58-Jährige ist Chef auf dem Traditionshof in Stukenbrock ganz in der Nähe des Teutoburger Waldes. Er will mit seiner Familie den Hof klimaschonend weiterentwickeln: „Wir heizen mit Hackschnitzeln aus eigenem Anbau. Zwei Solaranlagen haben wir schon. Jetzt investieren wir noch stärker in die Zukunftsenergie.“ Auch einen Batteriespeicher wollen die Aschofs anschaffen. Damit der Betrieb genug abwirft, wenn die nächste Generation einsteigt.
Allein wegen der Strom-Erzeugung hätte die Familie sich nicht für die riesige Photovoltaik-Anlage entschieden. Unter dem Dach gedeihen auch große Himbeersträucher, Zucchini und Salat, Bienenstöcke stehen unter dem Beet. Diese und andere Produkte bietet der Obsthof im Fachwerk-Hofladen an. Erdbeeren und Himbeeren gibt’s auch zum Selberpflücken – ohne Bücken.
Obst und Gemüse aus regionalem Anbau liegen im Trend: Ein Viertel der Bürgerinnen und Bürger kauft direkt beim Hof nebenan. Lebensmittel aus der Heimat unterstützen die Kontakte in der Nachbarschaft und schaffen Wertschöpfung vor Ort. Bundesweit nehmen Bäuerinnen und Bauern mit dem Direktverkauf 1,5 Milliarden Euro ein. Hinzu kommt eine knappe Milliarde, die auf Wochenmärkten umgesetzt wird.

Familie Aschof erntet jährlich zehn bis 15 Tonnen Erdbeeren und 1,5 Tonnen Himbeeren. Dazu kommen Spargel und Getreide. Und für ihr Kraftwerk auf dem Acker ernten sie viel Zustimmung von der Kundschaft. „Wir haben nur positive Reaktionen bekommen“, sagt Gabi Aschof, 59. Und strahlt.


