Ey, wie öde kann Energiewende eigentlich sein? Stundenlang bohren, bohren, bohren, ein langes Kabel im Boden versenken und ins Haus verlegen, Löcher wieder zumachen, Heizung anschließen. Fertig. Und am Ende ist noch nicht mal was Schickes zu sehen, mit dem sich bei den Nachbarn angeben ließe. Echt „bohring“ halt.
Aber dafür effektiv! Denn wer die klimafreundliche Erdwärme – oder in Expertensprech: Geothermie – nutzt, bekommt beim Heizen die volle Unabhängigkeit von Gas oder Öl. Und ganz ehrlich: So ganz öde ist Geothermie dann auch wieder nicht, denn wer aus der Nachbarschaft hat eigentlich auch schon mal über 100 Meter den eigenen Garten angebohrt – oder, na ja, anbohren lassen – von Leuten mit richtig viel Ahnung und professionellem Werkzeug.
Der energische Mann im Video heißt Albert Frolov, Prokurist in einem Unternehmen für Erdwärmebohrungen. Er kennt sich also aus in der Materie, hat schon hunderte Bohrungen mit seinem Team gemacht. Heute ist er bei Familie Kubik aus Kempen im Einsatz…
Klar, ein paar Sachen drumherum gibt es schon noch zu erledigen – zum Beispiel mussten sich die Kubiks die Bohrung bei ihrer Stadt genehmigen lassen. Das kann schon mal ein bisschen dauern. Wenn es dann aber losgeht, ist nach zwei Tagen Bohren und noch zwei bis drei weiteren Tagen für die Installation der Technik die neue Heizung einsatzbereit.
Statt mit Gas oder Öl läuft die jetzt mit der Wärme aus der Erde – und mit Strom. Denn klar: Um die Wärme aus der Tiefe nach oben zu pumpen, braucht es Strom. Und damit es zum Heizen reicht, muss die Temperatur aus der Erde noch mit einer Wärmepumpe angehoben werden.
Aber Halt: Treibt das dann nicht die Stromrechnung in ungeahnte Höhen? Klar: Die Stromrechnung fällt bei den Kubiks jetzt höher aus. Dafür flattern dann aber keine Gasrechnungen mehr ins Haus, die absehbar immer teurer werden. Und außerdem ist Heizen mit einer Erdwärmepumpe sehr effizient: Denn hier entstehen aus jeder eingesetzten Kilowattstunde Strom bis zu vier Kilowattstunden Heizenergie.
Über die Jahre kann sich die Investition in eine Bohrung mit Erdwärmepumpe rechnen, zumal das System meist deutlich länger hält als eine konventionelle Heizung. Außerdem hilft auch der Staat finanziell kräftig mit – bei der Bohrung und bei der Anschaffung der Wärmepumpe.
Förderung: Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Erschließung der oberflächennahen Geothermie. Fünf bis zehn Euro gibt es unter anderem pro Bohrmeter. Alle Informationen zur Landes-Geothermieförderung gibt es hier.
Auch die Kubiks haben sich ihre Bohrung und die Wärmepumpe vom Land fördern lassen und haben ausgerechnet, dass sie die Kosten nach zehn bis 15 Jahren wieder raushaben. So geht Energiewende heute – reibungslos, unaufgeregt und fast schon etwas „bohring“…
Luft- oder Erdwärmepumpe?
Einige werden sich jetzt vielleicht fragen: „Moment mal, ich wusste gar nicht, dass für eine Wärmepumpe ein Loch im Garten gebohrt werden muss.“ Muss man auch nicht zwangsläufig. Es gibt auch die Möglichkeit, eine Luftwärmepumpe einzusetzen.
Was am Ende die bessere Alternative ist, hängt von einigen individuellen Faktoren ab, die man am besten mit unabhängigen Expert*innen durchspricht. So gibt es zum Beispiel Unterschiede bei der Effizienz, bei den Anschaffungskosten, der Lebensdauer und einiges mehr. Eine gute erste Orientierung bietet die Verbraucherzentrale auf dieser Seite hier.