Ohrenbetäubender Lärm in der heißen Fabrikhalle: Daniel Castela greift tief in die Kiste mit vielen tausend alten Cent-Münzen und schüttet sie mit einer Schaufel in den rotglühenden Ofen. Das entwertete Kleingeld schmilzt, das 1000 Grad heiße, zähflüssige Kupfer ergießt sich in Blöcke, die aussehen wie Backformen. Arbeiter in silbernen Schutzanzügen ziehen die Oberflächen glatt. Nach kurzer Abkühlung purzeln die immer noch glühenden Kupfer-Barren unter großem Getöse in Stahl-Boxen.
„Ich steh‘ auf Heavy Metal“, sagt Daniel, greift wie Dagobert tief in die Schatztruhe und lässt die entwerteten Münzen klirren. „Weil ich aus Münzschrott richtig Geld machen kann.“
Altes Münzgeld aus aller Welt, ramponierte Autofelgen und in die Jahre gekommene Überland-Stromleitungen – sie werden in der Metallfabrik in Ennepetal geprüft und analysiert, sortenrein sortiert, geschmolzen oder zu Paketen gepresst und weiterverkauft. So hauchen Daniel, Vanessa, Tom und ihre Kolleginnen und Kollegen dem Schrott neues Leben ein: Ein verbogenes Schlagzeug-Becken aus Bronze kann nach dem Recycling ein Lager in einer Kurbelwelle werden – oder ein Kunstwerk. Eine Autofelge aus Aluminium kann zu einer Bratpfanne oder Handybauteilen verarbeitet werden. Verkalkte Wasserhähne aus Messing können zu Türbeschlägen oder Scharnieren werden. Und ausrangierte Hochspannungs-Leitungen aus Stahl und Aluminium bekommen in Autoblechen oder Essbesteck ein zweites, drittes oder viertes Leben.
Alt wird wieder neu: Tom Breitkopf zeigt stolz auf eine glänzende neue Schiffsschraube. „Ganz schön heavy“, sagt er und lächelt. „Auch das war mal ein Haufen Schrott aus unserem Betrieb.“
So heiß die Schmelze auch glüht: Die Metaller aus Südwestfalen finden ihre Jobs cool. „Ich steh‘ drauf“, sagt Vanessa Bucchieri. „Weil wir das Metall mit Energie von der Sonne einschmelzen.“ Denn die Siegfried-Jacob Metallwerke sind nicht nur Recycler, sie sind auch Kraftwerk:
Auf 42 Hallendächern hat das Unternehmen aus Südwestfalen 22.000 Photovoltaik-Module montiert, die Strom produzieren. Damit versorgt die Anlage auf dem Dach nicht nur die Recyclingfabrik, sondern deutlich mehr als 1000 Haushalte in der Nachbarschaft gleich mit.
Tom, Vanessa und Daniel von den Metallwerken sind nicht allein. Viele tausend Beschäftigte in Deutschland verarbeiten u.a. hunderttausende Tonnen Schrott und bereiten Metalle wie Aluminium, Kupfer, Stahl und Messing – fein säuberlich getrennt – für eine neue Produktion vor. So können einmal gewonnene Metalle viele Male wieder verwendet und in nagelneuen Produkten wiedergeboren werden. Das spart jede Menge Energie für Herstellung und Transporte, schont die Rohstoffe und ist gut fürs Klima. Denn Recycling mindert den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid.
Und wenn die benötigte Energie aus Erneuerbaren stammt, ist das Recycling doppelt nachhaltig.
Viele Industrieunternehmen suchen aktuell Fachkräfte. Recyclingunternehmen können im Ringen um den Nachwuchs mit Nachhaltigkeit punkten. Vanessa ist erst seit einigen Monaten bei den Metallwerken. Warum hat sie sich für diesen Job entschieden?
„Weil hier alle auf Heavy Metal stehen“, sagt sie und lächelt. „Mir ist wichtig, dass wir an Lösungen für eine gute Zukunft arbeiten.“


