Astronaut Matthias Maurer dreht an der Kurbel. Seine Hände stecken in orangefarbenen Handschuhen in einem Minilabor der Internationalen Raumstation. „Ich rühre hier den Beton an“, sagt er und lächelt. „Im All experimentieren wir mit Betonmischungen, um auf der Erde das Klima zu verbessern.“

Genau 177 Tage lang hat Astro Matthias auf der Internationalen Raumstation gelebt, geforscht und gearbeitet. Aber was ist schon ein Tag in der Erdumlaufbahn? Wo die Raumstation mit Ultra-High-Speed um die Erde rast? Tausende Sonnen-Aufgänge und -Untergänge hat er im Orbit erlebt, sehr viele Experimente durchgeführt. Und bei einem siebenstündigen Weltraumausflug Kabel- und Steckverbindungen montiert und eine Forschungsplattform angeschlossen. Ganz schön mutig, so eine Kletterpartie an der Außenhaut der Raumstation: Bei 28.000 Kilometern pro Stunde trennt nur der Raumanzug die Forscher*innen vom lebensfeindlichen All. „Der Blick auf die Erde ist noch atemberaubender als von innen“, sagt Astro Matthias.

Beton aus dem All
© MWIKE NRW

Aber Zeit für die Erdbeobachtung bleibt wenig, sagt der Astronaut der europäischen Weltraumagentur ESA. „In 400 Kilometern Höhe arbeiten wir in internationalen Teams an praktischen Lösungen, um das Leben auf der Erde besser zu machen.“ Zum Beispiel durch klimafreundliches Bauen: Noch stößt die Herstellung von Beton deutlich mehr COaus als alle SUVs auf der Erde zusammen. „Deshalb forschen wir intensiv an der richtigen Mischung von Wasser, Sand oder Mondstaub und Zement – und die Schwerelosigkeit hilft uns, die Prozesse besser zu verstehen“, erläutert Astro Matthias. Ergebnis: „Der Beton, den ich hergestellt habe, ist bis zu 30 Prozent fester als auf der Erde. So könnten wir grob gerechnet ein Drittel COeinsparen.“

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Moment, Betonmischungen mit Mondstaub? Er nickt: „Das ist unser nächstes Ziel. Wir bereiten uns intensiv darauf vor – besonders in Nordrhein-Westfalen: In Köln haben wir den Mond nachgebaut.“ Matthias Maurer leitet das LUNA-Zentrum in Köln, das Lichtverhältnisse und Oberfläche perfekt simuliert.

Dort hat das Training schon begonnen. Vorerst noch mit irdischer Schwerkraft. Da der Mond nur ein Sechstel der Erdanziehung besitzt, wiegen 60-90 Kilo schwere Menschen dort lediglich 10-15 Kilo. Daher arbeitet das LUNA-Zentrum an einem neuen System, das mit Hilfe von Seilen die geringe Schwerkraft simuliert.

Dann erleben die Astronaut*innen von morgen schon in Köln das echte Moonwalk-Feeling.